Karrierestart Dingolfing-Landau

24 Zwischen Wut und Tränen: Wie viele Emotionen im Job erlaubt sind Wenn der Wutausbruch des Chefs oder der Chefin einen unverhofft trifft, ist es manchmal schwer, die eigenen Gefühle zu unterdrücken. Im Job gilt es jedoch: Haltung bewahren. Oder? Wut, Trauer oder Freude sind Gefühle, die unseren Alltag begleiten. Im Privat- leben gilt das als selbstverständlich, aber was ist im Beruf? Ist dort kein Platz für Emotionen? „Man muss abwägen“, sagt Laura Leske. Als ihre letzte Beziehung in die Brüche ging, kamen ihr im Büro beim Gespräch mit der Chefin die Tränen. Eine unange- nehme Situation – doch im Nachhinein sei sie froh, dass sie ihre Gefühle teilen konnte, erzählt die 34-Jährige, die als Finanzmitarbeiterin in einem Verband für kulturelle Bildung arbeitet. Auch sie habe ihre Chefin schon mal getröstet, erzählt die Berlinerin. „Wir sind ein kleines Team mit einer familiären Atmo- sphäre.“ Wenn man so eng zusammen- arbeite, sei es gut zu wissen, wie es den Kolleginnen und Kollegen geht. Positive Gefühle sind gerne gesehen „Es kommt aber immer auf die Art der Gefühle und die Art der Beteiligten an“, sagt die Wiener Psychologin und Psy- chotherapeutin Helga Kernstock-Redl. Grundsätzlich seien positive Gefühle, die mit Stärke assoziiert werden, gerne gesehen: Begeisterung, Freude, Durch- haltevermögen – oder Formen von konstruktivem Trotz. Nur selten werde ein „Zuviel des Guten“, zum Beispiel überschäumende Begeisterung, als „kindisch“ abgewertet. Schwieriger sei es mit Gefühlen, die mit Schwäche verbunden werden, Scham oder Schuld etwa. In einer wohlmei- nenden Umgebung würden diese als Zeichen von Moral und Vertrauenswür- digkeit interpretiert. Aber von Miss- günstigen könnten sie als Schwäche ausgelegt werden. Das gelte auch für Momente, in denen man sich ängst- lich, traurig oder hilflos zeigt. „In einem halbwegs guten Arbeitsteam jedoch lösen solche Gefühle kollegiale Hilfs- bereitschaft und Empathie aus“, sagt die Psychologin. Außerdem könnten Tränen – ebenso wie andere Emotionen – eine spannungslösende Wirkung haben. Empathie gehört in vielen Berufen dazu Gefühle zu zeigen ist also nicht per se unprofessionell. Ein gewisses Maß an Empathie gehöre in vielen Berufen dazu, sagt Helga Kernstock-Redl. Sie erzählt von einer Kollegin in einem Kinderkran- kenhaus, die in Tränen ausbrach, als ein junger Patient starb. Die Kollegin habe

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