HeimatZEIT Geisenhausen - JETZT ANZEIGEN KLICKEN!

18 Heimatzeit Geisenhausen 19 Heimatzeit Geisenhausen Hilfe für die Ankömmlinge Der Verein „Buntes Miteinander“ hilft beim Zusammenleben mit den Flüchtlingen Das Asylbewerberheim in der Lochhamer Straße gehört seit einigen Jahren fest zum Erscheinungsbild der Marktgemeinde. Es wird für viele Menschen kurz- oder mittel- fristig zur Heimat, auch wenn sich von den Einheimischen kaum jemand vorstellen möchte, in diesem großen Gebäude auf en- gem Raum leben zu müssen. Die Gemeinschaftsunterkunft hängt direkt mit der Gründung des Vereins „Buntes Mitei- nander Geisenhausen“ zusammen. Um in die Anfänge zu tauchen, führte daher die Vilsbi- burger Zeitung ein Gespräch mit den ersten Vorsitzenden Barbara Solf-Leipold und Hu- bert Steinig. „Geisenhausen war damals in den überregionalen Medien als braunes Nest bekannt“, erinnerten sie sich. Daher hätte Steinig zusammen mit Karl Meyer die Initia- tivgruppe „Geisenhausen ist bunt“ gegrün- det. Ziemlich gleichzeitig habe die rechte Szene in einer Flugblattaktion vor der Eröff- nung eines Asylbewerberheims im ehemali- gen Seniorenheim gewarnt und Aussagen verbreitet wie „Frauen können dann nicht mehr allein auf die Straße“. Auch der Ge- meinderat habe damals sehr ablehnend auf das Bestreben der Regierung von Niederbay- ern reagiert, eine Gemeinschaftsunterkunft zu eröffnen. Daher habe sich die Initiativ- gruppe an alle Haushalte gewandt und zu verbreiten versucht: „Geisenhausen ist bunt“. Eine Bürgerinitiative gegen die Gemein- schaftsunterkunft habe mit einer Mahnwa- che und anderen Aktionen gewarnt, die Kin- der würden gefährdet und die Bewohnerzahl im Asylbewerberheim werde zu groß. Solf- Leipold und Steinig erinnerten sich an eine Versammlung in den Räumen der Regierung von Niederbayern. Aus ihrer Sicht habe da- mals Regierungspräsident Heinz Grunwald als Reaktion auf die strikte Ablehnung ge- gen das Flüchtlingsheim entschieden, dieses bis auf das letzte Bett zu füllen. Letztlich wurde die Gemeinschaftsunterkunft einge- richtet und bezogen. Finanzierung unklar 2013 sprach Solf-Leipold bei einer Informa- tionsveranstaltung über menschenwürdiges Asylrecht. Damals formierte sich eine Grup- pe Bürger, die bereit war, den Ankömmlin- gen unter die Arme zu greifen. Einige Mona- te später sei dann der Verein „Buntes Mitei- nander Geisenhausen“ gegründet worden. Als Vorsitzende wurden Solf-Leipold und Steinig gewählt. Trotz der damaligen Zusi- cherung, eine Stelle für die Asylsozialbera- tung einzurichten, war deren Finanzierung nicht gesichert gewesen. Ein Defizit von jährlich 13 000 Euro stand im Raum: „Es war zum Verzweifeln“. Erst eine Spende des Ro- tary Clubs Vilsbiburg zusammen mit einer Fi- nanzspritze der Marktgemeinde sorgte für die Anstellung von Annette Zebrala auf die- se Stelle – aber auch nur für ein Jahr. In je- dem weiteren Kalenderjahr habe man über Spenden problematisch diese Stelle erhalten müssen. Die Ehrenamtlichen des Vereins „Buntes Mit- einander“ standen vor einem Berg von Pro- blemen, den sie bewältigen mussten: Deutschkurse für die Flüchtlinge waren nö- tig, die Betreuung der Kinder, eine Frauen- gruppe und eine aktive Kleiderkammer wur- den gegründet, die Ankömmlinge brauchten Hilfe im Schriftverkehr, bei der Wohnungs- und Möbelsuche, bei Behörden- und Arztbe- suchen. Der Verein organisierte Musikgrup- pen, Ausflüge, Geschenkaktionen zu Weih- nachten und im Sommer die bekannten Fes- te der Begegnung. Es gab diverse Probleme mit komplizierten Heimleitern und deren Hausmeistern. Erst mit Mohamadou Sarr, dem jetzigen Heimleiter, gebe es eine er- freulich gute Zusammenarbeit, sagen die Mitarbeiter des Vereins. Auch ist mittlerwei- le der notwendige Sicherheitsdienst einge- richtet, der den Hauseingang im Auge hat. Integration im Fokus Als „unerträglich“ empfinden Solf-Leipold und Steinig die polizeilichen Untersuchun- gen im Haus. Wenn zu nachtschlafender Zeit Von außen macht das Gebäude der Gemeinschaftsunterkunft einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Foto: Peter Köppen eine Hundertschaft Polizisten das Haus um- stelle, Kinder und Erwachsene aus dem Schlaf trommle, so sei dies kein geeigneter Umgang mit traumatisierten Menschen. Die- se Erlebnisse müsse der Verein emotional und praktisch auffangen. Weiter kritisierten die beiden ehemaligen Vorsitzenden den „miserablen äußeren Zustand“ der Gemein- schaftsunterkunft. Die sanitären Einrichtun- gen seien zu wenig, es gebe nicht genügend Waschmaschinen und ungeeignete Haus- haltsgeräte: „Das Haus wirkt insgesamt ab- gewrackt“. Vorsichtig positiv sehen die jetzigen Vorsit- zenden des Vereins „Buntes Miteinander“ das Zusammenleben in der Gemeinschafts- unterkunft. Christoph Schwab und Renate Weindl betonten im Gespräch, die Unter- stützung im Alltag für die Flüchtlinge trete mittlerweile etwas zurück. Man habe jetzt das Augenmerk auf die langfristige Integra- tion der Menschen gerichtet. So gebe es Männer und Frauen, die eine Berufsausbil- dung begonnen hätten und die Kinder seien fest in Krippe, Kindergarten und Schule ein- gebunden. Bürgermeister Josef Reff sagte, er habe als Gemeindechef wenige Probleme mit dem Asylbewerberheim. Nur das Einwoh- nermeldeamt habe alle Hände voll zu tun. Peter Köppen BEZIRKSREGIERUNG UND LANDRATSAMT ZUM THEMA Zuständig für die Gemeinschaftsunter- kunft in der Lochhamer Straße ist grundsätzlich die Regierung von Nie- derbayern. Auf Rücksprache erklärte de- ren Pressestelle, in der staatlichen Ge- meinschaftsunterkunft leben aktuell 130 Bewohner. Wegen einer anstehen- den Sanierung sei die Regierung nicht zuständig. Aber dennoch führe sie mit dem Vermieter dahingehend Gespräche. Zu eventuellen Problemen hieß es: „Der Betrieb einer Gemeinschaftsunterkunft stellt immer eine Herausforderung dar. Probleme, die darüber hinausgehen, sind der Regierung von Niederbayern nicht bekannt.“ Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Geisenhausen be- zeichnete die Pressestelle als positiv, der Helferkreis des Vereins leiste „her- vorragende Arbeit“. Das Landratsamt Landshut unterhält nach eigenen Angaben zurzeit noch rund 50 dezentrale Unterkünfte. Auf Anfrage schrieb dessen Pressestelle, es sei eine Umsteuerung zu zentralen Un- terkünften betrieben worden. Aller- dings gelte seit einiger Zeit: „Momen- tan können die Landkreise ihre auslau- fenden Mietverträge wieder verlän- gern.“ Neue Unterkünfte würden dage- gen nicht akquiriert. Das Landratsamt Landshut wolle an seinen dezentralen Unterkünften festhalten. Diese Unter- bringungsform in kleinen Einheiten habe sich in der Vergangenheit be- währt. Außerdem sei zu bedenken, „dass aus Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Region die Kapazitä- ten in den dezentralen Unterkünften“ nicht so schnell frei würden. -pk-

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