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28 Heimatzeit Geisenhausen Toller Montag in Geisenhausen – seit 1929 Wie sich das Faschingstreiben am Rosenmontag in den vergangenen 90 Jahren verändert hat Bis zu 600 Goaßkandl – Gießkannen ge- füllt mit Goaßmaß (Mischgetränk aus dunklem Bier, Cola und Kirschlikör) – wer- den an einem Rosenmontag in Geisenhau- sen verkauft. Die Idee des Goaßkandls wur- de aus der Not geboren: Im Winter ist eine Maßkrug-Waschanlage ungünstig, das Was- ser würde gefrieren. Die kleine Gießkanne mit einem Liter Volumen schien die per- fekte Alternative zu sein. „Es ist so ver- rückt, dass es funktionieren muss“, sagt der ehemalige Präsident Florian Römels- berger. Seit 90 Jahren gibt es den Fasching in der Marktgemeinde. Seitdem hat sich vieles verändert. Der erste Fasching in Geisenhausen fand am Rosenmontag 1929 statt. Die Familie Zeiler hatte am Marktplatz ein Zirkuszelt aufge- stellt. An dem Tag hatte es minus 30 Grad. Daher wurde das Zirkuszelt mit Dampf be- heizt. Trotz der klirrenden Kälte kamen viele Menschen zu dem Faschingstreiben. Die Kin- der hatten schulfrei. Bei dem großen Fa- schingsmarkt traten Seiltänzer, Gauckler und Wahrsager auf. Auf einem etwa neunmi- nütigen Schwarz-Weiß-Film ist das bunte Treiben von 1929 festgehalten. Das erste Prinzenpaar mit Hofstaat gab es 1938: die närrischen Hoheiten Prinz Josef I. von Prößanta und Prinzessin Gretilia von Mäxldreier. Im gleichen Jahr entstand auch der Name „Tollemogei“. Georg Bachhuber sagte bei den Vorbereitungen zum Fasching 1938 „Es muss ein toller Montag in Geisen- hausen werden.“ Fritz Dräxlmaier notierte sich die Aussage seines Freunds auf einem Bierfilz und kreierte daraus den Schlachtruf „Tollemogei“. Wegen des Kriegs musste der Fasching pau- sieren. 1955 beschlossen die Jungschützen, wieder einen Fasching in Geisenhausen zu veranstalten. Ein Alldog wurde in einen Fa- schingswagen umgebaut und fuhr durch die Straßen des Marktes. 1956 fand dann der erste Umzug nach dem Kriegsende statt. Er stand unter dem Motto „Wiederaufrüstung“. Albert „Gidi“ Gaßner wurde in dem Jahr zum ersten Präsidenten der Tollemogei gewählt. Auch der „Dixi“, das offizielle Tollemogei- Fahrzeug, wurde 1956 gekauft. Das Auto wurde „Sybille“ getauft – benannt nach ei- ner Bedienung des Gasthofs Zur Post. 1959 gab es keinen Umzug. Dafür fanden der Rosenmontags-, der Schützen- und erstmals der Zeilerball statt. Die Zeilerbälle waren viele Jahre der Höhepunkt im Geisenhause- ner Fasching. 1960 fand zum ersten Mal ein „Bunter Abend“ statt. „Jedes Wochenende fanden damals im Fasching zwei bis drei Bäl- le statt“, erinnert sich Ehrenpräsident Bernd Grünberger im Gespräch mit der VZ. „Jeder Verein hatte einen Ball.“ Mit der Zeit habe sich der Rosenmontag enorm verändert. „Damals gab es keine Technik, keine Auflagen oder Vorschriften. Der ganze Vormittag wurde mit Ordensver- leihungen in den Geschäften verbracht. Heute haben viele Einzelhändler zu“, sagt Römelsberger. Die Wagen seien kleiner ge- wesen und die Menschen hätten sich be- müht, das Thema einzuhalten. „Früher wa- ren es 25 Gruppen. Heute haben wir weit über 60.“ Auch die Musik beim Umzug ist heute eine andere: „Früher marschierten viel mehr Blasmusikkapellen mit, jetzt hört man Techno-Musik auf den meisten Wagen.“ 2010 fand der letzte Rosenmontag im Saal statt. Die Masse an Leute würde dort heute gar nicht mehr hineinpassen. Seitdem wird auf dem Volksfestplatz gefeiert. „Die Leute haben sich auf den Fasching eingestellt.“ Römelsberger zufolge maskieren sich heute viel mehr Menschen. Negativ falle auf, dass der Unrat, der auf den Straßen liegenbleibt, immer mehr wird. Milena Gassner Ein Bild vom ersten Fasching in Geisenhausen 1929 auf dem Marktplatz. Heute kommen zum Fasching der Tollemogei am Rosenmontag jährlich rund 10 000 Menschen. Foto: Köppen GEORG SOLLER Geschäfts- stellenleiter MICHAEL BETZ Redakteur ALWIN EHRMANN Mediaberater ULRIKE GIGLBERGER Mediaberaterin SIEGFRIED RÜDENAUER Redakteur GERLINDE GRAF Mediaberaterin JULIA ZIEGLER Mediaberaterin KERSTIN KAGERBAUER Mediaberaterin MILENA GASSNER Volontärin HARALD SCHWARZ Redakteur Bei allen Inserenten, die dieses Magazin unterstützt haben, bedankt sich das Team der … Vilsbiburger Zeitung