Heimatzeit Straßkirchen

Montag, 10. August 2020 LANDKRE I S STRAUBING-BOGEN 13 Umgehung in der Planung E in Ort, an dem es sich gut leben lässt, ist die Gemeinde Straß- kirchen, die unter anderem Ein- kaufsmöglichkeiten, eine Bücherei sowie vielfältiges Vereins- und Kul- turleben bietet. Gleich zwei Freibä- der gibt es, in Straßkirchen und in dem früher selbstständigen Scham- bach – wenn auch dieses Jahr wegen Corona beide geschlossen bleiben. Seit 25 Jahren hat Straßkirchen zudem ein Schulmuseum eingerich- tet, betreut vom früheren Schullei- ter Willi Goetz. Dass Straßkirchen seit langer Zeit als Ort zum Leben geschätzt war, beweist nicht zuletzt der landesgeschichtlich bedeutsame Fund zweier Adelsgräber aus dem 6. Jahrhundert. Zu sehen sind die bei- den Skelette, die vor rund 30 Jahren entdeckt wurden, im Gäubodenmu- seum in Straubing. Besonders sticht bis heute die verkehrstechnisch günstige Lage heraus: Straßkirchen befindet sich auf halber Strecke zwischen Strau- bing und Plattling, es hat eine Bahnstation und die B8 führt hin- durch. Die Bundesstraße, die si- cherlich das Ihre zum Aufblühen des Ortes beigetragen hat, ist heute indes eher Belastung – denn nach wie vor gibt es keine Umgehung. Die Straße verläuft mitten durch das Dorf. Allerdings macht sich seit seinem Amtsantritt im Jahr 2014 Bürger- meister Christian Hirtreiter für eine Umgehung stark und mittlerweile läuft am Staatlichen Bauamt im- merhin die Trassenplanung. Bis September soll der grobe Verlauf geklärt sein. Die Umgehung wird demnach im Süden um den Ort he- rumführen, während die Bahnlinie im Norden verläuft. –map– Die verkehrstechnisch günstige Lage hat sicherlich das Ihre zur guten Entwick- lung von Straßkirchen beigetragen. Allerdings verläuft bislang die B8 noch im- mer mitten durch den Ort. Foto: Patrizia Burgmayer Bauer, Erfinder und Unternehmer Dank Ehrenbürger Klaus Krinner kennt man Straßkirchen auf der ganzen Welt Konkurrenz aus Billiglohnländern hat Krinner das Geschäft mit Solar- parks inzwischen aufgegeben. Die Firma steht inzwischen vor einer Neuausrichtung mit Carports, bei denen über den Flächen zum Parken mit einem Solardach Strom erzeugt wird, und mit Agrar-Solar-Syste- men. Mit diesen können am Boden landwirtschaftliche Produkte und in ungefähr sechs Metern Höhe durch PV-Systeme Energie gewon- nen werden. Die kombinierte Nutzung eröff- net entsprechende Renditen, die eine hohe Akzeptanz der Grundbe- sitzer erwarten lassen. Energiege- winnung, Umweltschutz, Entwick- lungshilfe ... der über 80-Jährige hat noch viele Ideen zu all diesen Themen und steckt noch voller Plä- ne, die er zusammen mit den beiden Söhnen Christoph und Philipp ver- wirklichen möchte. – Wer weiß, viel- leicht steht Klaus Krinner erst am Anfang seiner Karriere? Zuzutrau- en wäre es ihm. Schlagzeilen zu seiner Person gab es in vielen großen Zeitungen: „Tüftler ist Bayerns ungekrönter Sonnenkönig“, das hat der Spiegel 2010 geschrieben. „Bei diesem Mann geht nichts schief“, hieß es 2014 im Focus. Unsere Zeitung titel- te über ihn unter anderem mit „Der Weihnachtsfriedenstifter“. Klaus Krinner, ein bescheiden gebliebener Mann, hält die Berichte oft für reichlich übertrieben. Immer wie- der betont er, dass er den größten Teil seines Erfolges seiner Familie, den Mitbürgerinnen und Mitbür- gern, aber auch der Unterstützung durch die Gemeindevertreter und Behörden verdankt. Goldene Bürgermedaille und Ehrenbürgerwürde Für seine großen Verdienste um Straßkirchen wurden Klaus Krin- ner 2014 die Goldene Bürgerme- daille und 2019 die Ehrenbürger- würde verliehen. Bei Letzterer sagte Bürgermeister Dr. Christian Hirt- reiter: „Die Aufzählung des Wir- kens und die Darstellung der Er- folgsgeschichte der Krinner-Unter- nehmensgruppe ist bei Weitem nicht abschließend darzustellen und endet noch lange nicht mit der welt- weiten Vermarktung der Schraub- fundamente, der Photovoltaikinno- vationen und der Initiativen imUm- weltschutz.“ Besonders betonte er, dass Krin- ner immer Straßkirchen als Haupt- ort seines unternehmerischen Enga- gements die Treue gehalten und da- mit über Jahrzehnte wesentliche Impulse zur Ortsentwicklung beige- steuert habe. Die herausragende Unterstützung als großzügiger Mä- zen der örtlichen Vereine und Ver- bände und sein soziales Engage- ment seien dabei immer eine Selbst- verständlichkeit gewesen. Willi Goetz einem Vorzeigeobjekt vorbildlichen Naturschutzes entwickelt. 2016 wurde innerhalb von acht Monaten die europaweit größte PV- Anlage auf 280 Hektar in der Nähe von Bordeaux mit 300 Megawatt er- stellt. 2018 war der Bau des welt- weit größten Solarfeldes in Abu Dhabi mit 1177 Megawatt auf 24 Quadratkilometern. Eine Café-Bar, Carports und Agrar-Solar-Systeme In Straßkirchen eröffnet 2013 das Café-Bar-Restaurant „Jedermann“, ein Gebäude auf über 60 Schraub- fundamenten in der Ortsmitte, mit breiter Akzeptanz am Ort und in der gesamten Region. Wegen der großen teilweise mehrere Meter langen Ge- windedübeln, die in kürzester Zeit mit von ihm selbst entwickelten Maschinen in den Boden gedreht werden können. Klaus Krinner hat die Idee beim Aufstellen einer Wä- schespinne, einem mit Lochaushe- ben und Einbetonieren damals noch sehr umständlichen und umweltun- freundlichen Vorgang. Inzwischen kommt es in über 40 Ländern zum weltweiten Einsatz der Erfindung, beispielsweise bei Solarfeldern. 2009 erfolgte der Bau einer 55-Megawatt-PV-Anlage auf 100 Hektar des 2009 erworbenen Gutes Gänsdorf. Diese Anlage läuft nicht nur äußerst rentabel mit ho- hen Gewerbesteuereinnahmen für Straßkirchen, sie hat sich auch zu Tag Geburts- und Namenstag fei- ern. Straßkirchen war früher fast ein reines Bauerndorf – was sich nicht zuletzt auch in den vielen landwirtschaftlichen Ausstellungs- stücken im Straßkirchner Schulmu- seum widerspiegelt. Wichtige landwirtschaftliche Er- fahrungen macht Klaus Krinner nicht nur auf dem aufgeschlossen und fortschrittlich geführten elter- lichen Hof in Straßkirchen, sondern auch auf mehreren Lehrbetrieben: Mit 17 geht er in die Schweiz, mit 19 nach England und mit 20 nach Frankreich. 1970 lernt er in den USA das System der Erdbeeren für Selbstpflücker kennen, setzt es so- fort daheim um und wird innerhalb weniger Jahre größter und erfolg- reichster Erdbeeranbauer Ostbay- erns, der „Erdbeer-Krinner“. Weltweite Nutzung der Schraubfundamente Eine neue Ära in der Unterneh- mensgeschichte Krinner beginnt in den 90er-Jahren mit Schraubfunda- menten, also überdimensionalen, D ie Geschichte ist bekannt: Als Klaus Krinner zum ers- ten Mal einen Christbaum aufstellen soll, merkt er, dass die al- ten Schraubsysteme in der Praxis doch recht umständlich sind. Seine geniale Idee einer Seilzugverbin- dung mit Fußbedienung, die er sich 1989 patentieren lässt, macht die weihnachtliche Prozedur fast zum Vergnügen. Damit beginnt nicht nur der Ab- schied von der jahrhundertealten bäuerlichen Familientradition des Betriebes, sondern auch der welt- weite Siegeszug der segensreichen Erfindung, gesteuert durch weit- sichtige Vermarktungsstrategien des umtriebigen Landwirts. Obwohl das Patent seines Christbaumstän- ders inzwischen ausgelaufen ist, be- dient die Firma Krinner heute noch rund 70 Prozent des Marktes, im- merhin knapp eine Million Christ- baumständer jedes Jahr. VomBauerndorf in dieWelt und mit guten Ideen zurück Klaus Krinner kommt am 6. De- zember 1938 als erstes von sieben Kindern der Eheleute Rupert und Franziska Krinner zur Welt. Er er- hält den Namen des Tagesheiligen Nikolaus und kann deswegen nun schon seit über 80 Jahren am selben Unten Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten und oben Energiegewin- nung: Klaus Krinner vor einem Prototyp des Agrar-Solar-Systems, dem er eine große Bedeutung für die Zukunft beimisst. Fotos: Willi Goetz Das „Jedermann“ im Schatten der Pfarrkirche St. Stephanus und der Allersee- lenkirche St. Michael – errichtet auf Klaus Krinners Schraubfundamenten. Heimatzeit in heimatzeit.idowa.de Straßkirchen kreis & quer E ine Bekannte hat eine Wohnung mit Schlaf-, Wohn- und Ar- beitszimmer. Beziehungsweise hat- te. Das unter der Dachschräge lie- gende Arbeitszimmer gefiel ihr bald nicht mehr. Da es nur eine Dachluke besitzt, starrte sie beim Nachden- ken immer bloß an Wände. Und der Kirchrother Bürgermeister hat be- stimmt recht, wenn er sagt, dass ein Blick, der schweifen kann, auch ge- danklich zu Weitsicht führt. Die Bekannte zog mit ihren Bü- rounterlagen auf den Wohnzimmer- tisch um. Das Arbeitszimmer war fortan Rumpelkammer. Ihr modell- baubegeisterter Partner freilich sah Zug um Zug darin die pure Platzverschwendung: „Da könnte man doch ein Eisen- bahnzimmer draus machen!“ So schnell schaute sie gar nicht, wie der Raum entrümpelt war, auf dem Schreibtisch ein Schienen-Oval lag, in den Regalen Wagen, Loks sowie Landschaftsteile ruhten und an der Wand ein Zugposter hing. Als sie wegen ihres neuen Bettes Rückenprobleme bekam, legte sie sich eine alte Matratze ins Wohn- zimmer, war fortan wieder schmerz- frei und ruhte bestens. Das Schlaf- zimmer verwaiste. „Könntest du ei- gentlich ein Eisenbahnzimmer draus machen“, sagte sie. Antwort: „Das dachte ich auch gerade...“ Die Bekannte sucht inzwischen eine Wohnung. – Nein, nicht, weil die Eisenbahn schon ins Wohnzim- mer wuchert, sondern weil sie in den Landkreis Straubing-Bogen versetzt wird. Fragt sich nur, ob sie mittlerweile lieber ein Einzimmer- appartement sucht – oder im Ge- genteil gleich ein Haus. –map– STRAUBING-BOGEN www.straubinger-tagblatt.de Heute im Landkreis Kalenderblatt Seite 14 Veranstaltungen Seite 14 Straubing-Bogen: Auch im Landkreis ist die Getreideernte inzwischen bereits fast abgeschlossen ..... 17 Atting: Die Rauchwolke, die bei einem Garagenbrand entstand, war weithin sichtbar.............. 19 Bei Fragen zur Zeitungszustellung: Telefon.............. 09421/940-6400 Der direkte Draht zur Redaktion: Telefon.............. 09421/940-4620 Telefax.............. 09421/940-4609 landkreis@straubinger-tagblatt.de 8A6LniQo

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