8
Titel
| STRAUBINGER
Täterä und „ja, i schrei ollawei wistaha ho!“
daher, da muss ein ständiger Klangteppich
sein, immerzu, jede Sekunde. Ich will nicht ne-
gativ sein, aber ich finde: Da hat unser Auszug
ein kleins bisserl ein Manko, oder, falls das zu
negativ ist, ein Mankerl.
Es dauert manchmal ein bisserl lang zwischen
den Kapellen. Die eine ist schon vorn in der
Ferne verklungen, die andere erklingt fern von
hinten noch immer nicht: irgendwie ungut,
achten Sie da einmal drauf. Aber mit der Zeit
gewöhnt man sich dran und in vier, fünf Jahren
fällt‘s mir vielleicht schon gar nicht mehr
auf. Und außerdem haben wir viel anderes
Schönes, was ein Auszug braucht: Rösser zum
Beispiel.
Rösser sind das A und O für einen Auszug. Das
Erste, was kommt, sind nämlich Rösser, und
zwar die von der Polizei. Aber dann kommen
bald die vom Falter. Percheron-Rösser, sind
das, Nachkommen normannischer Ritterpferde,
noch größer und schwerer als sogar das Süd-
deutsche Kaltblut, auf dem der Herold reitet.
Ein Percheron wiegt an die 900 Kilo. „Wenn dir
so oana“, sagt die Bärbel und blickt sehr, sehr
warnend, „aufn Fuaß affesteigt: Dann host an
Fuaß ghabt. Dann bist du hi.“ So warnend blickt
sie, dass man sich am liebsten umdrehen und
schauen tät, ob nicht grad ein Percheron in der
Näh ist. Aber das wäre lächerlich. Wie soll ein
Percheron in den Seethaler kommen? Weil da,
im Seethaler, erzählt die Bärbel das alles.
„I war in Festtagsstimmung,
wenn de kemma san!“
Percheron sind entweder Schimmel oder
Rappen, und in diesem Fall Rappen. „Und
de ham glänzt, diese kohlschwarze Rapperl!“,
schwärmt die Bärbel, „in der Sonn ham de
glänzt! Ein Traum! I sog nur: I war in Festtags-
stimmung, wenn de kemma san!“ Die Wa-
genklappe ist runter und dann hat der Falter
Baptist nur kurz ein Kommando gegeben,
„Wista!“ oder „Hooh!“ oder was die Rosserer
halt für Kommandos haben: Und brav wie die
Lamperl sind diese riesigen Kraftbolzen runter
vom Lkw, und auch noch rückwärts.
Stundenlang sind sie dann geschmückt und
eingespannt worden. „Das dauert ja seine
Zeit“, sagt die Brigitta, die auch immer dabei
war, und sie gesteht, dass vor dem Schmücken
etwas anderes wichtig war: „Als Erstes hat der
Irlbecker ja a Bier hergstellt. Heut kann ma’s
ja sagen“, sagt sie, weil das verjährt ist. Aber
Die eleganten Rösser der Schlossbrauerei
Irlbach beeindrucken viele Zuschauer.